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16.09.2018
| Kultur |

Erstmals Bergfest seit 68 Jahren

(SvS) OELSNITZ: Wenn sich das erzgebirgische Oelsnitz was vornimmt, dann wird geklotzt statt gekleckert. Wer den Bauernmarkt am 9. September besuchte, dem wurde das ganz deutlich vor Augen geführt. Tausende waren am Markt und in den umliegenden Straßen auf der Suche nach dem Besonderen.
Zur gleichen Zeit, etwa zweieinhalb Kilometer entfernt: Am Bergbaumuseum ist das Treiben genauso emsig. Rund 400 Habitträger sammeln sich hier. Bergbrüderschaften und Knappschaften aus dem ganzen Sachsenland, aus Sachsen-Anhalt und auch aus Tschechien wollen bei einer ganz besonderen Parade nicht fehlen: einer Bergparade zum Bergfest. Sowas hat es in Oelsnitz schon mal gegeben. Aber das ist lange her. 68 Jahre, um genau zu sein. 1950 konnte man das ein letztes Mal erleben. Musikalisch begleitet, ganz klar, vom Bergmusikkorps Oelsnitz, vom Musikkorps Olbernhau und dem Jugendblasorchester Bernsdorf führt der Weg vom Museum hinein ins Herz der Stadt, begleitet von Glückauf-Rufen und gesäumt von tausenden Besuchern. Am Ende der Strecke passt stellenweise kaum noch ein Blatt Papier zwischen Parade und Zuschauermenge.
Die Sitzplätze auf dem Markt waren für die Paradeteilnehmer freigehalten worden. Zum Bergfest gehört, wie es Tradition ist, ein Berggottesdienst. Der evangelische Pfarrer der Oelsnitzer Gemeinde mit dem zufälligen, aber bezeichnenden Namen Peter Bergmann, ist beeindruckt. Nicht nur von der Parade, sondern weil um die 2.000 Menschen, die Paradeteilnehmer natürlich eingerechnet, diesen ökumenischen Festgottesdienst verfolgen. Bergmann zur Seite stehen Diakon Matthias Tauchert von der katholischen Gemeinde und von der Brüdergemeinde Uwe Jahn.
Über die Traditionen der Bergfeste und Berggottesdienste sprach Pfarrer Peter Bergmann mit dem Vorsitzenden der Knappschaft des Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenreviers, Heino Neuber. Er sagte: "Vor allen Dingen durch den Zuzug von vielen Bergarbeitern aus den Erzbergbaugebieten hier in Sachsen hielt die Gewohnheit, Bergfeste und Bergpredigten abzuhalten, hier mit dem aufstrebenden Steinkohlenbergbau im 19. Jahrhundert Einzug. Bereits Carl Gottlob Wolf, der Entdecker der hiesigen Kohle, hat ein kleines Bergmannsfest auf den Oelsnitzer Fluren gefeiert, nachdem er die ersten Kohlen hier bergmännisch gewonnen hat. Und es hatte bereits die Bestandteile, die wir kennen: einen Aufzug, eine Andacht und ein anschließendes Festmahl. Natürlich hat man bald seitens der Unternehmer im Hinblick auf die schwelende soziale Frage durch die einigenden Bräuche Sicherheit und Halt vermittelt."
Und auch die Einwohner des Ortes selbst haben sich, wie diesmal auch, an diesen Festen beteiligt. Mit Girlanden schmückten sie damals das Haus oder bauten Ehrenpforten, denn sie wussten genau, dass vom schwarzen Gold auch ihre Entwicklung abhing. Das Brauchtum kam um den ersten Weltkrieg herum allerdings fast zum Erliegen, flammte kurz vor dem zweiten Weltkrieg nochmal auf, um dann 1950 wieder zu verebben. Der neugestaltete Tag des deutschen Bergmanns übernahm die Funktion als Rahmen für festliche Stunden.
Jetzt ist die Premiere in der Neuzeit gelungen, Oelsnitz hat eine Tradition neu belebt. Und weil zum Bergfest auch immer ein Bergbier gehört, lassen wir die Trachtenträger jetzt in Ruhe einkehren und freuen uns auf eine nächste Auflage mit einem freundlichen Glückauf!