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29.07.2018
| Kultur |

Der Bergstreittag und die Schnorrs

(SvS) SCHNEEBERG: Zum Bergstreittag ist jedes Jahr ganz Schneeberg auf den Beinen. Ein Höhepunkt im Jahreskalender von Schneeberg. Der Markt wird zur Festmeile - mit großem Bühnenprogramm, Verkaufsständen und einer Bürgermeisterwette. Es war ein Sonntag in diesem Jahr. Immer am 22. Juli, so will es die Überlieferung, wird der Bergstreittag begangen. Grund, wie schon ein Jahr zuvor, ein ganzes Festwochenende draus zu machen. Und während auf und rund um den Markt gefeiert und der große Bergaufzug erwartet wird, werden hinter den Mauern eines ganz besonderen Hauses, direkt am Markt, leisere Töne angeschlagen.
Es ist das Haus mit der Adresse "Markt 15". Die Schneeberger sagen dazu nur "das Schnorr-Haus" und das hat gar nicht unmittelbar etwas mit der Tätigkeit des Schnorrens zu tun, weiß die Besitzerin Steffi Schmat: "Das Gebäude ist das Stammhaus der Familie Schnorr von Carolsfeld. Sie gehören zu den bekanntesten Berg- und Hammerherren hier im Erzgebirge. Und Rosina Schnorr von Carolsfeld ist eine der Bedeutendsten der Familie und sie ist mein großes Vorbild. Sie beobachtet mich jeden Tag, wie ich hier im Haus agiere."
Die Schnorrs sind mittlerweile in Deutschland verteilt. Familie Schmat pflegt aber Kontakte zu ihnen nach Köln oder Mainz. Und sie beobachten wohlwollend, wie in diesem Stammhaus die Traditionen des Erzgebirges, vor allem das Klöppeln und heimatliche Kultur hochgehalten werden. Dazu haben sie eine Säule gestiftet.
Steffi Schmat liebt das Haus, in dem sie ihr Klöppel-Design-Geschäft betreibt. Und sie liebt ihre innige Beziehung zum Erzgebirge und ihrer Heimatstadt Schneeberg. Ihre Großeltern waren es, die ihr die Traditionen nähergebracht haben. Schon ihr Vater hat sich intensiv mit der Geschichte der Bergstadt beschäftigt und auch sie möchte ihren Beitrag zum hohen kulturellen Niveau ihrer Stadt leisten.
"Mein Mann und ich versuchen, unser Haus zu öffnen für alle Besucher, die Interesse haben an urwüchsiger erzgebirgischer Kultur auf hohem Niveau. Wir freuen uns, dass wir immer zu den Feierlichkeiten in Schneeberg Chöre begrüßen können, denen es am Herzen liegt, die erzgebirgische Kultur weiterzutragen.", sagt Steffi Schmat, Inhaberin von Klöppel-Design Schneeberg.
Immer mit dabei ist Rosina Schnorr. Nicht persönlich, sicherlich, aber mit viel Humor und dem Geist der damaligen Zeit entsprechend dargestellt von Schauspielerin Birgit Lehmann (Bild). Rosina war eine Wohltäterin, übernahm nach dessen Tod die Geschäfte ihres Mannes, der das Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel und den Auerhammer besaß. Sie war sozial engagiert und stiftete u.a. eine große Geldsumme zum Aufbau eines Waisenhauses oder sponserte Baumaterial für die Schmelzhütte.
Heute wird in deren Haus u.a. geklöppelt. Die Spitze ist darin spitze.
Das berühmteste Mitglied der Familie ist Veit Hans Schnorr. Bei den Schneeberger Bürgern bekannt als "der reiche Schnorr". Er wurde bekannt als Hammer- und Blaufarbenfabrikant in Sachsen. Die berühmte Trinitatiskirche in Carlsfeld wurde von ihm gestiftet. Schnorr wurde 1687 vom Kaiser Leopold I. geadelt. Daher hat die Familie den Namen von Carolsfeld. Er verstarb 1715 als einer der bedeutendsten Unternehmer des Erzgebirges. Auf dem Weg zu seiner letzten Ruhestätte bildeten mehr als 400 Bergleute einen Trauerzug.
Ein Trauerzug ist der Bergaufzug zum Bergstreittag nun wahrlich nicht. Er lebt. Er lebt von den vielen Bergbrüdern und Bergschwestern, die mit Recht stolz sind auf das, was durch den Bergbau hier im Erzgebirge erreicht wurde.
In diesem Jahr, es ist der 522. Bergstreittag gewesen, gab es aber historische Vorwürfe. Denn niemand habe, so erzählte es Bergbauvereins-Vorsitzender Volkmar Müller der Freien Presse, einmal richtig recherchiert, ob die Geschichte denn so stimme. Seiner Meinung nach könne nur der Berggottesdienst an Maria Magdalena, dem 22. Juli, nachvollzogen werden. Denn Schneeberg verlor 1472 lediglich seine Kapelle wegen der Einziehung der Besoldung für die Priester. Ab 1539 waren als Ersatz drei Bergpredigten verordnet, u.a. eben an Maria Magdalena. Unisono erhielt er aber die Antwort: Der Bergstreittag sei nun mal da. Es stehe so in der Chronik von Melzer. Außerdem lebt damit die Bergbautradition. Und so geht der Bergstreittag ja auch immer mit einem gemeinsamen Konzert auf dem Marktplatz zu Ende.