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27.01.2018
| Wirtschaft |

Kinderbekleidung aus Hanf

(MTL) STOLLBERG: Die Idee, Kinderbekleidung aus Hanf herzustellen, ist in Deutschland bisher einzigartig. Der Stollberger Norman Schirmer hat sie vor vier Jahren gehabt und unter dem Label "Hanfare" umgesetzt. Seine Affinität zu den Vorteilen der Hanffaser dagegen begann 2002. Vor Jahren noch als abschreckender Begriff negativ besetzt, weiß man heute um die vielen positiven Eigenschaften der Pflanze. Hanf ist extrem rar, die Nachfrage inzwischen enorm. Vor allem deshalb, weil sich heute mehr Menschen denn je auf die Güter der Natur besinnen.
"Einfach mal 200 Meter Stück Stoff kaufen ist schwierig", erklärt der Stollberger und begründet mit einem Fakt die noch kleine Kollektion an Baby- und Kleinkindkleidung. Diese besteht aktuell aus Kurz- und Langarmshirts, die quasi zeitgleich mit seinem ersten Kind als Idee geboren wurde. Selbst mit ganz wenigen Stücken im Kleiderschrank angefangen, trägt er heute selbst ausschließlich Kleidung aus Hanf, auch wenn man das der Jeans und dem karieren Hemd nicht ansieht. Und auch den Socken, Shirts und der Unterwäsche nicht, die in seinem Laden in den Regalen sortiert liegen. Der wahre Komfort der Hanfkleidung erschließt sich erst beim Tragen: "Ich bin immer wieder begeistert von den Eigenschaften: Die Stoffe klimatisieren - kühlen im Sommer, wärmen im Winter, sind antibakteriell und schützen sogar vor UV-Strahlung", so Norman Schirmer. Aufgrund dieser Eigenschaften kommt Hanf übrigens auch in Dämmstoffen zum Einsatz. Ein zweiter Punkt, der überzeugt, ist die gute Ökobilanz, die immer mehr Kunden wichtig ist. "Zur Herstellung von 1 kg Stoff benötigt man 300 l Wasser. Im Vergleich verschlingt dieselbe Menge Baumwolle 27.000 Liter Wasser. Und Hanf wächst wie Unkraut, braucht keine speziellen Bedingungen, reichert sogar den Boden mit Nährstoffen an statt ihn auszulaugen"
Norman Schirmer setzt am liebsten auf Regionalität. Noch kann er dieses Ziel nicht in aller Konsequenz umsetzen. Aktuell kommt der Faser-Rohstoff aus Südtirol, der auf einer 120 Jahre alten Maschine in Baden-Württemberg gefertigt wird.. Über das Netzwerk "Hanfliebe", in das er seit Jahren eingebunden ist, knüpfte er Kontakt zu einer Berliner Textildesignerin, die die Schnittmuster als Basis für die Kollektion zeichnet. Genäht wird die Kinderkleidung dann allerdings ganz regional – bei einem zuverlässigen und hochwertigen Lohnkonfektionierer in Jahnsdorf, quasi um die Ecke, fair hergestellt eben. "Es macht doch Sinn, regionale Kreisläufe zu nutzen und in einer Region gemeinsam an einem Strang zu ziehen", so der 40-jährige.
Seit 2005 vertreibt Norman Schirmer Mode, Lebensmittel und Kosmetik in seinem Online-Shop, 2014 eröffnete er das Hanfare-Ladengeschäft. Begonnen hat die Liebe zum Hanf aber bereits 2002, als seine Eltern mit einem Hanftee als Urlaubsmitbringsel – aus Spaß –die Neugier entfachten. Über Monate recherchierte der Stollberger zu der Pflanze – vor allem die Historie der Nutzpflanze, die bis zu den alten Chinesen zurückreicht. Fasziniert von dem Gelesenen wusste er: Das wird meiner neuer Job. Zu dem Zeitpunkt arbeitete er auch im Textilbereich – allerdings als CNC-Schleifer im Textil-Maschinenbau. Doch schon länger nagte der Wunsch, etwas anderes, Neues zu wagen und so folgte dem Traum eine kaufmännische Ausbildung, die in die Selbstständigkeit mündete. Übrigens, den nächsten Laden mit solch einem Profil vermutet Norman Schirmer in Berlin oder München. Anfragen über das Internet reichen von Endkunden "in den hintersten Wäldern Finnlands" bis hin zu einer Händleranfrage aus Dublin.
Klar, Hanfprodukte generell und auch die Kinderkleidung im speziellen scheinen auf den ersten Blick preisintensiver. Sind sie auch im Vergleich zur Discounterware– so wie eben andere Bio- und Naturprodukte auch. Dafür aber ökologisch sauber, fair und im Idealfall regional gefertigt. Norman Schirmer gibt zu, vor Jahren mit einem Wegzug aus dem Erzgebirge geliebäugelt zu haben. Vor allem, weil in der Großstadt ein höheres Kundenpotential durch mehr Offenheit gegenüber alternativen Produkten liegt. Dann blieb Familie Schirmer doch, weil eben alle mit Leib und Seele Erzgebirger sind: "Wir würden zu vieles vermissen, haben unsere komplette Familie hier und ich bin seit 30 Jahren einem Fußballverein treu. Rein sachlich muss man auch die höheren Lebenshaltungskosten in den Ballungsgebieten bedenken." Hier findet Norman Schirmer die Ruhe, um über künftige Projekte nachzudenken: Das nächste ist schon eingetütet: "2018 kommt unsere Herren-Unterwäsche aus 100% Hanf, die auch hier regional in Sachsen gefertigt wird." (Bildquelle: Regionalmanagement Erzgebirge)