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13.04.2024
| Wirtschaft |

Handwerk hat zu wenig Nachfrage

(SvS) BRÜNLOS: Zeigen, was möglich ist. Zeigen, wie mit den eigenen Händen kunstvolle und schöne Dinge entstehen. Zeigen, dass Handwerk etwas bewirken kann. Überall in Europa haben am vergangenen Wochenende die Kunsthandwerker ihre Türen geöffnet und zum Europäischen Tag des Kunsthandwerks eingeladen. Mit Aktionen und Veranstaltungen haben sie zeigen wollen, was eigentlich hinter den vielen schönen Dingen steckt, die man kaufen kann. Aber auch, dass Individualität heute den Ton angibt. Heiko Kretzschmar, Holz- und Kunsthandwerker aus Brünlos öffnet zu solchen Aktionstagen die Türen zu Atelier und Werkstatt sehr gern. Zwischen Handwerk und Kunsthandwerk macht er wenig Unterschied. In beiden Fällen muss man sein Handwerk beherrschen. Ob das Ergebnis dann Kunst ist, liegt immer im Auge des Betrachters. Wer das Unternehmen HK Holz kennt, der weiß, dass kunstvolle Arbeiten, Individualität und Handwerk dort zusammenkommen. Der Chef hat einen Faible für´s Krumme: "Was heißt ‚krumme Dinge‘? Die Natur ist eben nicht perfekt und das Unperfekte ist eben oft das Schöne. Die ganze Zeit ist irgendwo im Zeichen der Automatisierung und alles muss perfekt sein, alles muss genormt sein, alles muss wiederherstellbar sein – das will ich eben gerade nicht. Bei mir sind alles Unikate, sind alles Einzelstücke. Und die Natur lebt es einem ja vor: diese Fehler, die im Holz stecken und diese, von mir aus, krummen Formen, das sind eben gerade die schönen, machen es einzigartig und machen es interessant.", so Heiko Kretzschmar
Holz ist für den Brünloser ein wunderbarer und vielseitiger Werkstoff: reich an Farben, Formen und Strukturen. Ein Werkstoff aus der Natur. Ausgesucht nach dem Verwendungszweck, verwendet, wie gewachsen. Eine Vorliebe: "Vorliebe für Holz generell – na, das ging schon ganz zeitig los. Ich hab schon als kleiner Junge gerne geschnitzt, mein Großvater war Tischler und so hat sich das ergeben, dass ich die Frage nie gestellt habe, was ich werden wollte. Sondern, das war klar, dass ich irgendwann einen Holzberuf lerne.", resümiert Kretzschmar.
Für Heiko Kretzschmar gibt es nichts Schöneres. Doch die Zeiten sind hart, berichtet der Kunsthandwerker. Er habe so viele Ideen im Kopf, sieht ein Stück Holz an und weiß, was daraus werden wird, zumindest daraus werden kann. Sein Geschmack muss nicht zwangsläufig der seiner Kunden sein. Kretzschmar: "Irgendwie müssen wir unsere Produkte ja verkaufen, müssen Kunden dafür finden. Und für individuelle Sachen muss der Kunde eben auch mehr bezahlen, muss bereit sein, mehr dafür zu bezahlen. Und die Ideologie, die dahintersteckt, eben für Qualität, für Langlebigkeit, für Nachhaltigkeit auch mehr Geld bezahlen zu müssen, das ist auch ein Problem, weil die Probleme der Zeit an den Kunden nicht vorbeigehen und die dann auch immer weniger Geld in der Tasche haben. Da ist eben ein Kreislauf. Im Möbelhaus ist es günstiger, aber dafür ist es eben nicht individuell."
Eine Balance zu finden zwischen Individualität, Funktionalität und Handwerk, so dass es dem Kunden auch zusagt, verlangt Geduld und Erfahrung. Aber, diese persönlichen Eigenschaften können nur mit der Zeit reifen. Eine Fachkraft ist noch lange kein Künstler. Umgekehrt aber auch nicht. Und sie sind rar, klagt der Kunstandhwerker: "Fachkräfte brauchen wir im Handwerk. Handwerk ist ja total rückläufig, es machen ganz viele Handwerksbetriebe zu – aus Altersgründen oder weil die Kinder das nicht weitermachen wollen, weil sie einfach erlebt haben, wie schwer ihre Eltern arbeiten mussten für das wenige Geld. Und deswegen machen sie es nicht weiter. Diese Liebe zu der Sache, jetzt mal unabhängig vom Geld verdienen, ein Handwerk auszuüben, etwas herzustellen, das man am Ende des Tages sehen und begreifen und anfassen kann, das wird immer weniger. Dadurch ist es auch schwierig, Fachkräfte zu kriegen, weil eben immer der finanzielle Aspekt im Vordergrund steht."
Ist es um das Kunsthandwerk also schlecht bestellt? Heiko Kretzschmar kämpft dagegen an. Da kommen solche Tage des Europäischen Kunsthandwerks sehr gelegen. Zu zeigen, wie etwas Individuelles entsteht, zum Mitmachen einzuladen, ist ihm wichtig. In der ehemaligen Barth-Fabrik und der eigenen Werkstatt war das möglich. Und nicht nur Holz stand im Mittelpunkt: Glas oder Polster, Keramik oder Leinwand, Gebrauchswert oder Kunstobjekt. Und wenn nur einer der Besucher daran Gefallen findet, selbst in der Branche tätig zu werden, dann hat sich der Tag gelohnt. Wir brauchen sie, die Handwerker, auch in der Kunst.